Wie viele Menschen leben wo und wie im Landkreis Mittelsachsen – Erste Erkenntnisse zum Zensus 2022

Der Zensus 2022 war eine umfassende Bevölkerungs-, Gebäude- und Wohnungszählung in Deutschland, die alle zehn Jahre durchgeführt wird. Die letzte Zensus-Erhebung fand im Jahr 2011 statt, aufgrund der Coronapandemie fand die erneute Befragung verzögert statt. Nun sind erste Ergebnisse verfügbar.
Neben einem bundesweiten Überblick liefert der Zensus auch wertvolle Einblicke in regionale Entwicklungen. Der Landkreis Mittelsachsen, der zum Stichtag der Zensus-Erhebung aus 53 Gemeinden und Städten besteht, bietet dabei interessante Daten zur Bevölkerungsentwicklung, Wohnsituation und Erwerbstätigkeit der Bevölkerung. In diesem Blogbeitrag beleuchten wir die wichtigsten Ergebnisse und zeigen auf, wie sich der Landkreis Mittelsachsen verändert hat.

Bevölkerungsentwicklung im Landkreis Mittelsachsen

Eine der zentralen Erkenntnisse des Zensus 2022 ist die demografische Entwicklung. Wie viele ländliche Regionen in Ostdeutschland ist auch Mittelsachsen von Abwanderung und Alterung der Bevölkerung betroffen.

Zum 15. Mai 2022 leben laut Zensus 2022 297.712 Menschen im Landkreis Mittelsachsen. Laut der Bevölkerungsfortschreibung auf Basis des Zensus 2011 waren es zum gleichen Stichtag 301.176 Einwohner:innen.

Der Zensus 2022 bestätigt, dass vor allem jüngere Menschen in städtische Gebiete abwandern, während der Anteil der älteren Bevölkerung steigt. Besonders die Dörfer und kleineren Gemeinden spüren die Auswirkungen des demografischen Wandels, da dort oft ganze Generationen wegziehen, um in Großstädten breitere Bildungs- und Arbeitsmöglichkeiten zu finden.

Die Stadt Freiberg als Hochschulstandort konnte zwar relativ stabile Bevölkerungszahlen aufweisen, jedoch lässt sich auch hier ein Rückgang der Einwohner:innenzahlen außerhalb der Stadtgrenzen feststellen. Die größte Abweichung im Vergleich zur Bevölkerungsfortschreibung auf Basis des Zensus 2011 zeigen die Gemeinden Rossau (-4,7 Prozent), Großschirma (-3,6 Prozent) und Weißenborn (-3,2 Prozent) auf. Das bedeutet beispielsweise für Rossau ein Defizit von 162 Menschen. Königsfeld (+1,1 Prozent) und Erlau (+0,8 Prozent) hingegen haben höhere Bevölkerungszahlen zu verzeichnen.

Haushalte & Familien im Fokus

Im Landkreis Mittelsachsen wurden insgesamt 149.582 Haushalte gezählt, die verschiedene Lebens- und Familienformen widerspiegeln. Der Anteil der Singlehaushalte liegt bei 41,9 Prozent, während kinderlose Paare etwa 30,2 Prozent der Haushalte ausmachen. Paare mit Kindern haben einen Anteil von 19 Prozent und 7,3 Prozent der Haushalte sind alleinerziehend, wobei nur ein Fünftel dieser Alleinerziehenden Väter sind.

Gebäude- und Wohnungszählung

Ein weiteres zentrales Thema des Zensus 2022 ist der Wohnungsmarkt. Der Wohnungsmarkt im Landkreis ist stark von der rückläufigen Bevölkerungsentwicklung geprägt. Rund 11 Prozent der Wohnungen stehen leer, wobei die Leerstandsquote in den ländlichen Gemeinden besonders hoch ist. So liegt sie in Großweitzschen bei 19,5 Prozent, in Hartha bei 17,9 Prozent und in Neuhausen bei 15,7 Prozent.

Trotzdem bietet dieser Leerstand auch Potenzial. In Zeiten von Nachhaltigkeitsdebatten und dem Bedarf an bezahlbarem Wohnraum könnten vermehrt Anreize zur Sanierung und Umnutzung bestehender Gebäude geschaffen werden. Besonders für junge Familien und Rückkehrende ließe sich so attraktiver Wohnraum im ländlichen Raum schaffen.

Bildung und Erwerbstätigkeit

Der Zensus 2022 liefert auch wichtige Erkenntnisse zur wirtschaftlichen Lage und den Arbeitsmarktstrukturen im Landkreis Mittelsachsen. Die Region ist traditionell von Industrie und Handwerk geprägt, mit einem besonderen Fokus auf Maschinenbau, Metallverarbeitung und Bergbau. Insbesondere die Stadt Freiberg, die auf eine lange Bergbautradition zurückblickt, spielt hier eine Schlüsselrolle. Rund 13 Prozent der in Mittelsachsen Erwerbstätigen im Wirtschaftszweig Produzierendes Gewerbe – Bergbau und verarbeitendes Gewerbe leben in Freiberg.
Die häufigsten Berufsgruppen im Landkreis sind Techniker:innen und ähnliche Berufe (21,1 Prozent) gefolgt von Handwerks- und verwandten Berufen (17 Prozent) sowie akademischen Berufen (15,4 Prozent).
Quelle: Zensus 2022; eigene Abbildung

Fazit: Chancen und Herausforderungen für Mittelsachsen

Der Zensus 2022 zeigt, dass der Landkreis Mittelsachsen vor großen Aufgaben steht, Der Bevölkerungsrückgang und die zunehmende Alterung der Gesellschaft erfordern innovative Ansätze, um den ländlichen Raum attraktiv zu erhalten.

Gleichzeitig bieten sich Chancen, insbesondere durch die gezielte Förderung von Sanierungen und Investitionen in die Infrastruktur. So könnte Mittelsachsen langfristig wieder mehr an Attraktivität gewinnen – vor allem für Rückkehrer:innen und junge Familien. Auch die Nähe zu großen Industriestandorten schafft Potenziale für wirtschaftliches Wachstum.
Um diese Möglichkeiten zu nutzen, bedarf es jedoch weiterer Investitionen in die Digitalisierung, den öffentlichen Nahverkehr und die wirtschaftliche Entwicklung. Nur so kann verhindert werden, dass Mittelsachsen weiterhin an Einwohner:innen und Kaufkraft verliert.
Haben Sie Lust auf mehr Informationen? Über den Zensus-Atlas können alle Daten kleinräumig in Gitternetzkarten abgerufen werden.

Ausgewählte Ergebnisse werden zudem im 3. Sozialbericht für den Landkreis Mittelsachsen präsentiert und analysiert. Der dritte Sozialbericht erscheint in Kürze. Um die Veröffentlichung nicht zu verpassen, abonnieren Sie gern den Newsletter von www.mittelsachsen-sozial.de.

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